monkey.
VÖ AUT: 08.11.2013
MONCD103 (Digisleeve-CD)
Vertrieb: Rough Trade
Kontakt: monkey.
Der Mann ist zweifelsohne eine Legende der österreichischen Musikhistorie, Sub-Kategorie „Austropop“ – Wilfried Scheutz, kurz: Wilfried. Der 1950 in Bad Goisern geborene Sänger war (und ist) dabei nicht nur eine der kuriosen Randerscheinungen eines Selbstfindungsprozesses unter der Prämisse „Kann es soetwas wie alpenländischen Rock’n’Roll geben?“, sondern hat bis heute gültige Pionierarbeit geleistet. Bisweilen bewusst, oft getragen von brachialer Naivität, keckem Forscherdrang und jugendlichem Überschwang. Hits wie „Mary oh Mary“ oder „Ziwui ziwui“ machen ihn zu einem Vorreiter der „Neuen Volksmusik“, die leichtfüssig die unüberwindbar scheinenden Gräben zwischen Volksmusik, volkstümlicher Musik und Pop bezwang und Stars wie Hubert von Goisern, Attwenger oder Broadlahn hervorbrachte.
Wilfried erwies sich nach seinen ersten musikalischen Lebenszeichen Anfang der siebziger Jahre, liebevoll begleitet von der ORF-„Austropop-Mutter“ Eva-Maria Kaiser, generell als äusserst lernfähig und vielseitig interessiert. Blues, Rock, Disco – kein Genre, das der Sänger mit der markanten, kratzigen Stimme und dem kantig-ländlichen Selbstbewusstsein nicht ausprobierte. Songs wie „Lauf Hase lauf“, „Orange“, „Highdelbeeren“ oder „Südwind“ sind Klassiker heimischer Pop-Kultur. Auch eine Neubearbeitung des traditionellen Kufstein-Lieds brachte ihm Aufmerksamkeit. Als frühes Mitglied der EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) trug er zur Profilierung der späteren Mega-Erfolgs-Truppe bei, mit dem späteren Falco-Produzenten Robert Ponger wilderte im Discotheken-Revier. Ein Auftritt beim Eurovisions-Songcontest 1988 wurde zum leidigen Tiefpunkt einer bewegten Karriere: null Punkte, letzter Platz.
1996 gründete Scheutz – nach Tätigkeiten als Schauspieler, Werbesprecher, Autor und Gastronom – die A-cappella-Gruppe 4Xang, die ihre Premiere im „K&K Hofbeisl“ in Bad Ischl feierte, wo schon der junge Wilfried seine ersten musikalischen Gehversuche unternommen hatte. 2009 folgte „Fathers’n’Sons“, gemeinsam mit Sohn Hanibal („5/8erl in Ehr’n“). Anfang 2011 schliesslich stellten Vater und Sohn die „Neue Band“ zusammen, mit Orges Toçe (Gitarre), Heinz Jiras (Keyboard), Carlos Barreto-Nespoli (Bass) und Christian Eberle am Schlagzeug. Gemeinsam mit ihnen spielte Wilfried jenes Album ein, das Ende 2012 die Rückkehr zum eigenen Namen und zu neuem, selbstverfasstem Repertoire dokumentiert. „Tralalala“ war mehr als ein schlichtes Lebenszeichen: so reflektiert, so lustvoll nachdenklich, so unbändig heutig hat man diesen ewigen Kraftlackl Wilfried selten erlebt.
Und nun liegt der Live-Mitschnitt des Präsentationsabends dieser CD vor: „Wieder da!“ Plastischer, greifbarer, lebendiger hat man Wilfried Scheutz überhaupt noch nie gehört. Das ist kein Alterswerk, das ist keine eitle Selbstbespiegelung, das ist kein Fall für das Austropop-Archiv – „Wieder da!“ ist ein Statement. Und was für eines.