monkey. / Universal
VÖ AUT: 07.04.2006
VÖ GER: 06.03.2006
VÖ CH: 07.04.2006
MONCD015/AK024 (Digipack-CD)
Vertrieb: Hoanzl, Broken Silence
Kontakt: monkey.
Gerhard Potuznik ist neben Pulsinger & Tunakan oder Kruder & Dorfmeister zweifellos eine der Schlüsselfiguren der österreichischen Elektronikszene. Aber er ist auch ein Meister der Zurückhaltung. Potuznik geht nicht gerne plärrend mit seinen musikalischen Aktivitäten hausieren. Stattdessen zieht sich der Wiener lieber in sein Heimstudio zurück und tüftelt im Stillen an seinen Projekten. Und die sind dafür so zahlreich, dass einem schwindlig werden könnte.
Seit den späten Achtzigern, als Acid House plötzlich sein Leben so veränderte wie zuvor Postpunk, ist Potuznik aktiv: als Musiker, Remixer, DJ und dann auch noch Angelika Köhlermann-Labelbetreiber. Sechs Soloalben und 15 Maxis umfasst bislang die auf legendären Labels von Cheap und Mego über Disko B und Ersatz Audio bis zu Relish oder Tigerbeat 6 reichende Diskografie. Daneben sitzt Potuznik immer wieder als Produzent für so unterschiedliche Electronic-Stars wie Chicks On Speed, Electronicat oder jüngstens die Mediengruppe Telekommander hinter dem Mischpult. Ach ja, einen Brotberuf als Grafikdesigner hat der Mann auch noch.
Im Zentrum dieser beinahe unheimlichen Produktivität steht aber das musikalische Alter Ego des Gerhard Potuznik. Als GD Luxxe begann er mitten in den Neunzigern, als rundherum die Weichspüler-Wellen des Trip Hop in die Clubs und Wohnzimmer schwappten, an kühlen Electrotracks zu arbeiten.
Glücklicherweise fanden sich aber auch in der Ära der Downtempo-Diktatur genügend begeisterte Fans in aller Welt für den heiß-kalten Stoff aus Wien. Ed DMX aka DMX Krew brachte Songs von GD Luxxe auf Breakin' Records heraus, Interdimensional Transmissions aus Detroit veröffentlichten ebenso Material wie das kanadische Label Suction Records. Während in Österreich viele selbst ernannte Trendsetter noch immer vom Kaffeehaus-Sound faselten, feierte man im Ausland GD Luxxe als Electro-Godfather.
Aber wie das so oft mit Pionieren ist, in dem Augenblick, als überall die Hipster-Glocken klingeln, wenn New Wave-Zitate sich mit stampfenden Technobeats vereinen, beginnen Potuznik die synthetischen Achtziger-Klänge zu langweilen. Stattdessen entdeckt er, mitten im Electroclash-Hype, die gute alte Gitarre wieder als Instrument. "Futuristische Rockmusik" nennt Mr. Luxxe seinen neuen Sound, als 2004 das Album "Between Zero And Eternity" auf dem US-Kultlabel Ersatz Audio erscheint.
Der Nachfolger "Make", in Amerika von Tigerbeat 6 veröffentlicht und nun via Angelika Köhlermann und monkey. hierzulande erhältlich, setzt den eingeschlagenen Weg fort. Minimalistische Gitarren bilden den Ausgangspunkt, die am Computer bis zur Erkenntlichkeit mutieren, bis Schablonen wie "Rock'n'Roll", "Retro" oder "Electro" nicht mehr funktionieren. Vielleicht ist Gerhard Potuznik mit diesem Stil w ieder an einem höchst innovativen Punkt angelangt. Aber das würde er als Meister der Zurückhaltung selber nie behaupten.