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ERSTES WIENER HEIMORGELORCHESTER -
"Es wird schön gewesen sein"

 

monkey.

VÖ AUT: 27.11.2009
VÖ GER: 01.04.2010

MONCD064 (Jewelcase-CD)

Vertrieb: Hoanzl, Broken Silence

Kontakt: monkey.

http://www.ewho.at
 

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Das erste Mal wahrgenommen, richtig wahrgenommen, habe ich das Heimorgelorchester - Sie gestatten die légere Abkürzung des üppig geratenen Bandnamens - beim „Protestsongcontest“ im Wiener Rabenhof Theater. Und zwar im Januar 2009. Das ist, zugegeben, reichlich spät für den Umstand, dass dieses Orchester seit über fünfzehn Jahren existiert, bereits drei CDs veröffentlicht hat und auf diversen Live- und Theater-Bühnen omnipräsent ist. Zu meiner Entschuldigung kann ich eventuell anführen, lange Jahre im Exil in Deutschland zugebracht zu haben (wohin der Ruf des Wiener Quartetts noch nicht recht gedrungen ist; etwas, das sich raschest ändern sollte). Und eventuell die Bescheidenheit der Truppe - obwohl sie etwa Fritz Ostermayer, der FM4-„Im Sumpf“-John Peel und Doyen der österreichischen Pop-Intelligenzija, launig als „beste Band aller Zeiten“ bezeichnet, halten sich die Herren Florian und Daniel Wisser, Jürgen Plank und Thomas Pfeffer tendenziell gern im Hintergrund.

Bis, nun ja: zumindest meiner subjektiven Wahrnehmung nach, bis zu jenem denkwürdigen Moment, als dieser „Protestsongcontest“ in Szene ging. Mittlerweile ist die Veranstaltung - die übrigens auch einen Export nach Berlin, Hamburg, München, Zürich vertragen würde, ja geradezu danach schreit - eine Kult-Konstante des Wiener Musik- und Kulturgeschehens. Und wenn auch eine nicht ganz ironiefreie Paraphrase auf den wirklichen, den Eurovisions-Songcontest, so bietet der „Protestsongcontest“ im Rabenhof jährlich diverse Anhaltspunkte für jene, die in der Populärkultur ein wenig mehr suchen als billige Ablenkungen oder wohlige Sedativa. Politisch Lied, garstig Lied? I wo: 2009 standen die vier Herren, um die es sich hier dreht, zackig adrett auf der Bühne, schrien nicht und rauften sich nicht die Haare, deklamierten und proklamierten nicht, liessen nicht die sprichwörtliche Sau raus - und gewannen dennoch überlegen die Protest-Abstimmung. „Widerstand ist Ohm“ hieß der Siegertitel - er ist auch auf dem aktuellen, vorliegenden Album zu finden. Und „Widerstand ist Ohm“ brachte und bringt die Formel des Ersten Wiener Heimorgel Orchesters auf den Punkt: Witz, Wärme und Wunderlichkeit, gepaart mit kühler Analytik, punktgenauer Zeitkritik und hinterhältigem Charme.

Und das alles versehen mit einer billig-beiläufigen Tonspur, deren Präzision, Originalität und kompositorische Exzellenz sich erst nach und nach erschliesst. Heimorgeln? Nein danke. Das ist der erste Reflex. Heimorgeln, das klingt doch arg nach achtziger Jahre, nach Klavierübungsstunden und Familienfeier-Untermalung. Aber die Orgeln, die die Herren Wisser, Plank und Pfeffer da exklusiv - in jedem Sinn des Wortes - malträtieren, kommen direkt aus dem Klangmuseum: kleine, kuriose, billige „consumer keyboards“ der Marken Casio, Bontempi, Yamaha & Co. Ausschließlich. Und unsere Herren beherrschen sie virtuos - so virtuos, dass man sie auf die Bühne des Burgtheaters gebeten hat („Untertagblues“ nach Peter Handke), Stummfilme bei den Wiener Festwochen untermalen ließ oder zu Workshops beim Steirischen Herbst einlud.

Natürlich steht das EWHO (ab sofort gilt diese Abkürzung) unter Kraftwerk-Verdacht. Das ist Teil des Witzes. Aber wo Ralf Hütter und seine Mannen teutonisch-ernst bleiben - hat man Roboter je lächeln gesehen, geschweige denn lauthals lachen? -, bringen die Wiener immer ein Augenzwinkern ins Spiel. Oder zwei. Stücke wie „Vaduz“, „Pfirsich Melba“, „Kastelseer“ oder „Uri Geller“ schrammen knapp an der reinen Blödelei vorbei, können aber jederzeit auch als Bestandaufnahme und Parodie einer sinnentleerten, hochtourig im Leerlauf drehenden Pop-Maschinerie durchgehen.

Damit kommen wir zu einem der Höhepunkte des Albums: Konrad Bayers Suizid-Poem "Niemand hilft mir". Als Früh-Achtziger-Punk-Song (im Original von Willi Warma, bekannter in der Version von Ronnie Urini & den letzten Poeten) energetisch, tragisch, messerscharf, als Bontempi-Petitesse annähernd dreißig Jahre später auch nicht von schlechten Eltern... Am Mikrofon: Ronald Iraschek alias Ronnie Urini. Authentizität meets Verfremdung. Schwärze trifft auf Samtanzüge. Ent- oder Verschärfung der Situation, ganz nach Geschmack.

Der abgründige Humor des EWHO tritt auch in Pretiosen wie dem titelgebenden Elektro-Couplet „Es wird schön gewesen sein“, seltsamen Freizeit-Hymnen wie „Weekend“, dem auch abseits von Protestsongcontesten trefflichen „Widerstand ist Ohm“ oder dem arg fröstelnd machenden „Die Ruhe im Zimmer“ zutage. Solche Entwürfe brauchen adäquate Assoziationen, Querverweise und Beschreibungen. Robert Glashüttner von FM4 hat sie parat: „Die in gekonnter Dada-Manier ungeheuer starke Schlagwort-und Synonym-Zuweisung bäumt sich mit der hypnotischen Sound-Kulisse zu einer poetischen Protesthymne auf, einer brillanten Elektro-Minisinfonie der experimentellen Semantik...“

Man sollte also nicht den Fehler machen, dieses - sich vordergründig so harmlos gebende - Taschenorchester gedanklich in den Hobbykeller, das Wirtshaus-Hinterzimmer und die Amateur-Bastelwerkstatt zu stecken. Florian Wisser, Daniel Wisser, Jürgen Plank und Thomas Pfeffer haben es faustdick hinter den Ohren. Und das musikalische Können im kleinen Finger. Das neue Album ist ein Anstoß mehr, dieses Quartett als das zu werten, was es immer sein wollte. Und mehr denn je ist: Österreichs Antwort und Kommentar zur elektrifizierten, verlöteten, analog-digitalen Pop-Historie jenseits des Alpenrandes, von Jean-Michel Jarre bis Orchestral Manouvres In The Dark, von Hot Butter bis New Order, von Trio bis zum Jeans Team aus Berlin. Schlimmstenfalls packen die Jungs auch noch die Stalinorgel aus, um uns auf Betriebstemperatur zu bringen. Es wird sein. Und es wird schön gewesen sein.

(Walter Gröbchen)

Das Album "Es wird schön gewesen sein" vom Ersten Wiener Heimorgelorchester wird am 27.11.2009 in Österreich veröffentlicht.

Gefördert durch den Öst.Musikfonds

Zitate zu "Widerstand ist Ohm":

"... Die in gekonnter Dada-Manier ungeheuer starke Schlagwort- und Synonym-Zuweisung bäumt sich mit der hypnotischen Sound-Kulisse zu einer poetischen Protesthymne, einer brillanten Elektro-Minisinfonie der experimentellen Semantik. ..."
(Robert Glashüttner, fm4.orf.at)

 

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