monkey.
VÖ AUT: 25.03.2011
MONCD074 (Jewelcase-CD im Schuber)
Vertrieb: Rough Trade
Kontakt: monkey.
Erdgas ist ein Projekt der professionellen Gebrauchs-musik-Produzenten und Audio-CI-Designer Mario Wienerroither und Andreas Aigner ("DIGITALOFEN audiobakery"), das aus dem alltäglichen Produktions-prozess Geräusche, Fragmente, Samples und Ideen ableitet, um daraus massentaugliche Popmusik zu generieren. Die beiden Protagonisten formulieren das ein wenig spitzer: „Erdgas ist ein zweiköpfiger Audiozombie, nicht totzukriegen und mit Inbrunst damit beschäftigt, sich auf dem Gebiet der kontemporären elektronischen Musik auszutoben.“ Welche Formulierung man auch bevorzugt: das Ergebnis klingt einmal wie eine Bubblegum-Parodie, dann wieder wie eine außer Rand & Band geratene Soundtrack-Manufaktur. Letztlich ist das Material aber fast immer charts-tauglich. Zumindest in einer anderen, besseren Welt.
Faktenhuber, hergehört!: die Gruppe wurde 1996 in Linz von den Schulfreunden Mario Wienerroither, Andreas Aigner und Dominik Haider (letzterer schied 2002 aus) gegründet. Sie befasste sich im Zuge der grafischen Ausbildung anfangs mit der Verbreitung selbstproduzierter Plakate, Flyer, Texte und Aufkleber für ein Projekt, das eigentlich nicht existierte: Erdgas. Diese - oberflächlich betrachtet - sinnfreie Tätigkeit war der Kern des späteren Audio-Projekts, besaß zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Tonspur. Und keinen Grund, das zu ändern. Außer die kollektive Musikbegeisterung der Erdgas-Crew.
Die donnernde, unaufhaltsame Lawine des Big Beat-Hypes Mitte der neunziger Jahre, angeführt von The Prodigy, Fatboy Slim und den Chemical Brothers, veranlasste die Mitglieder, ebenfalls Krach zu schlagen. Subtilen Krach. Unter Verwendung jener Instrumente, die gerade zur Verfügung standen. Und in Erinnerung an Kinder-geburtstage, Casio-Keyboards und Keksdosenschlag-zeuge. Fast Forward. Erdgas produzieren heute eingängigen, elektrisierenden, tanzbaren Lounge-Retro-Bubblegum-Pop. Und gleichzeitig auch wieder nicht. Denn: die musikalischen Affinitäten der Bandmitglieder, die auch in andere Genres verliebt sind, müssen im Projekt Platz finden. Die Musiker, die sich im „echten Leben“ mit Sounddesign für die Werbe- und Filmindustrie abplagen, bezeichnen die Stilrichtung selbst als „Gigantoknoltschip“. Ein Wort, das das Pseudobedürfnis vieler Bands, sich nicht in Schubladen einordnen zu wollen, auf die Schaufel nimmt. Psychologie ist hier offensichtlich mit im Spiel (daher rührt auch der Albumtitel „Elektronik für Praxis und Hobby“).
Trick-Truck-Tricky sind auch die Song-Titel, die durchgehend in deutscher Sprache ertönen, selbst wenn englisch gesungen wird. Auch umgekehrt wird aus „Popeye“ das „Popauge“ oder aus „Everytime Boy“ der „Jederzeit Junge“. Konsequent dem Kollagenkonzept folgend, arbeiten Erdgas mit verschiedenen Sängern aus ihrem Freundeskreis zusammen. Und zerstückeln nicht selten die Aufnahmen für einen Song in seine Einzelteile, um daraus neue Stücke zu produzieren. To be continued.
(Mario Wienerroither, Januar 2011)
Zitate zu "Elektronik für Praxis & Hobby":
"Mit „Elektronik für Praxis & Hobby“ ist es Mario Wienerroither und Andreas Aigner gelungen, eine ganz eigene und ungemein spannende Version von elektronischer Popmusik zu konzipieren, welche sich durch eine enorme Vielfalt und hohe Eigenständigkeit auszeichnet." (Michael Ternai, MICA)
"Alles in allem eine wunderbare Sache, nicht nur für Freunde elektronischer Musik." (Planet.tt)