• Home
  • Releases
    • monkey.
    • Schallter
    • NETZ/SCHALLTER
    • Blind Rope Records (2021-2024)
  • Store
  • About
monkey.
  • Home
  • Releases
    • monkey.
    • Schallter
    • NETZ/SCHALLTER
    • Blind Rope Records (2021-2024)
  • Store
  • About
cover_gr.jpg

CAFÉ DRECHSLER - "Streamer"

 

monkey.

VÖ GSA: 10.05.2013

MONCD012
MONLP007

Vertrieb: Rough Trade

Kontakt: monkey.

www.ulrichdrechsler.com
 

BUY
↓ PRESSE-INFO
 
 

 

Okay, Jazz war also eine der großen Kunstformen des 20. Jahrhunderts. Das vibrierende, vitale, von seinen Ursprüngen her afroamerikanische und mittlerweile global eingemeindete Pendant zur E-Musik nach europäischer Tradition. Unzweifelhaft, da brauchen wir gar nicht groß diskutieren. Was aber ist mit dem 21. Jahrhundert? Findet sich eine Schnittstelle zwischen Dizzy Gillespie, John Coltrane und Miles Davis einerseits und der Post-Postmoderne, Big Data und dem infiniten künstlerischen Kosmos nach HipHop, Techno und Electronica? Gibt es Jazz überhaupt noch? Jazz als eigenständiges, scharf abgegrenztes, stilbildendes Genre und Label?

Dieser Tonträger könnte helfen, die Frage zu beantworten. Könnte, wohlgemerkt. Konjunktiv. Denn ein Projekt, das sich Café Drechsler nennt und aus Wien kommt, könnte genauso gut exakt darauf verzichten und es sich bei einer Melange, einem „Weißen Spritzer“ oder einem Longdrink gemütlich machen. Ganz entsprechend der Image- und Klangformeln, die der „Sound of Vienna“ so lange, erfolgreich und nachhaltig bediente.

Aber – und es ist ein großes Aber –: Café Drechsler haben mit all den aufgelegten Kaffeehaus-Klischees, sanft dudelnden Lounge-Compilations und gut abgehangenen Kruder- & Dorfmeistereien nichts am Hut. Gleichermaßen kann man sie nicht schnurstracks in die betuliche, streng nach Bar & Bourbon duftende Altherren-Jazz-Nische stecken. Café Drechsler sind in den Clubs daheim, in den Avantgarde-Kellern, nicht unweit der Dancefloors. Und es sind eher solche aus Asphalt und Beton denn lackglänzende Parkettböden.

Rewind. Gegründet anno 2000 von Ulrich Drechsler, Oliver Steger und Alex Deutsch, später verstärkt durch DJ Zuzee von der innovativen Wiener No/NuWave-Formation Waxolutionists, sorgte die Gruppe durch die Alben "Café Drechsler" (2002) und "Radio Snacks" (2004) für Aufhorchen. Ersteres wurde in über zwanzig Ländern veröffentlicht. In Deutschland, Griechenland, Australien und Indonesien erreichte es Positionen in den Top 10 der Radio- und Clubcharts und wurde 2003 für den Amadeus Austrian Music Award nominiert, musste aber ausgerechnet gegen Joe Zawinul zurückstecken. "Radio Snacks" konnte dann 2005 einen "Amadeus"-Award für das beste Album der Kategorie Jazz/Blues/World Music erringen. Trotzdem löste sich die erste Inkarnation von Café Drechsler - interner Streitigkeiten wegen - relativ rasch danach auf.

Anno 2013 hat Ulrich Drechsler, der dem Bandprojekt den Namen gab und gibt, kurzerhand ein neues, eigenständiges, forsch fortschrittliches musikalisches Korsett entworfen und präsentiert Café Drechsler Mark II. Ein Outfit, das nur ein Ziel kennt – die Motorik der Zuhörerschaft. Das Quintett orientiert sich am Status Quo der elektronischen Musik und ihrer Formensprachen: Breakbeats, Neuro, Drum’n’Bass, Dubstep, Minimal & Detroit Techno, Liquid Funk... you name it.

Die ursprüngliche Rollenverteilung der unterschiedlichen Instrumente ist in diesem Kontext komplett aufgelöst. Im Mittelpunkt steht einzig und allein Musik als Gesamterlebnis, als Klangstrom, als „Stream of Unconsciousness“, dem sich alle Protagonisten unterordnen. Gewaltigen Anteil an der Soundidentität von Café Drechsler haben anno 2013 die beiden Keyboard-Wizzards David Helbock und Philipp Jagschitz, die einander virtuos ergänzen und in Echtzeit umsetzen, was in der Clubmusik ansonsten Sample-basierend abläuft. Dabei liefern sie mehr als bloße Sounds, Layers und Klangatmosphären, sondern tragen auch intensiv zur rhythmischen Umsetzung des neuen Drechsler-Outfits bei.

Der E-Bassist Patrick Zambonin, ein gebürtiger Schweizer, und Schlagzeuger Christian Eberle liefern rücksichtslos knatternde Beats und Breaks, allerlei Störgeräusche und tieffrequente Subbässe. Sie orientieren sich ebenfalls an Spielregeln, die der Connaisseur sonst nur aus der zumeist steril studio-programmierten elektronischen Musik kennt. Bandleader Ulrich Drechsler himself spielt sein Saxophon und seine Klarinetten nicht mehr nur als bloße Melodieinstrumente, sondern bindet sie konsequent in das Konzept ein und nutzt sie als extraordinäre Rhythmus- und Klangquellen.

Schon der erste Vorbote auf das vorliegende Album trug nicht zufällig den programmatischen Titel "Wake Up To The Present". Vier Tracks umrissen "the shape of things to come". Hie atmosphärisch prägende, weite, jazzige Flächen, da geheimnisvolle elektronische Thriller-Elemente und das Surren, Ticken, Tacken und Knarzen der Maschinen. „Streamer“ setzt die Story konsequent fort. Kracher wie „Diva“, „Give Sugar To The Apes“ oder „Back To The Beginning“ tönen – contradictio in adjecto? – gleichwohl entspannt wie zwingend.

NuJazz? NeoJazz? NoJazz? Ach, drauf geschissen. Es gilt der Leitspruch aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts: „Free your mind and your ass will follow“ (Funcadelic). Oder der ungenierte Remix durch die Knarf Rellöm Trinity: „Move your ass and your mind will follow“. Oder die legére Synthese aus These und Antithese:

Welcome to the new Café Drechsler.


(Walter Gröbchen)

Gefördert durch das bmukk - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

 

Newsletter | Zahlung und Versand
AGB | Impressum | Datenschutz